In seinem aktuellen Thesenpapier „Unterwasserlärm - Ursachen, Auswirkungen und Ausblick“ beleuchtet das ISL eine der Hauptbelastungen der maritimen Fauna. Anthropogener Unterwasserlärm hat sich in den letzten 35 Jahren nachweislich alle zehn Jahre verdoppelt. Mit der Ausdehnung des Transportaufkommens und der Befahrung von alternativen Routen wie der Nordostpassage ist zudem mit einem weiteren drastischen Anstieg des Unterwasserlärms zu rechnen.
Das Thesenpapier zielt darauf ab, die Ursachen und weitreichende Folgen von Unterwasserlärm darzulegen sowie aktuelle Ansätze zur Reduzierung von Unterwasserlärm zu analysieren.
Besonders anfällig gegen Unterwasserlärm sind nach bisherigen Erkenntnissen vor allem Meeressäugetiere, die mit Hilfe des Mediums Schall kommunizieren, sich orientieren und ihre Beute orten. Geräusche werden im Wasser wegen dessen höherer Dichte ca. 4- bis 5-mal schneller übertragen als in der Luft. Dadurch werden die emittierten Schallwellen weiterreichender transportiert, weshalb eine Lärmbelastung im Wasser erheblichere Auswirkungen als an Land hat.
Bei Meeressäugern kann Unterwasserlärm zu Stress und physischen Verletzungen führen, dauerhafte oder zeitlich befristete Hörschwellenverschiebungen oder Verhaltensänderungen (z.B. Flucht, Meidungsverhalten, Unterbrechung der Nahrungsaufnahme) verursachen sowie die Kommunikation der Tiere in Form von Maskierung beeinträchtigen. Durch die entstehende Unfähigkeit, ein Signal im Hintergrundschall zu erkennen, können Probleme bei Ortung oder Partnerfindung entstehen, welche oft über große Entfernung erfolgt.
Das vom ISL erarbeitete Thesenpapier zeigt auf, dass nach bisherigem Forschungsstand zwar verschiedene Techniken und Maßnahmen zur Reduzierung von Unterwasserlärm bereits zur Verfügung stehen, allerdings sind diese zum Teil extrem kostenintensiv. Daher besteht eindeutig weiterer Forschungsbedarf für mögliche Alternativen zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Unterwasserlärm sowie nach kostengünstigen Entwicklungen nicht nur beim Schiffsneubau, sondern auch für das Retrofitting der Bestandsflotten.