
Eine sichere Versorgung und ein reibungsloser Transport von Waren und Gütern sind für Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar. Deutschland ist dabei als Exportnation stark in internationale Warenketten eingebunden. Anschläge, Unfälle, Naturkatastrophen oder kriminelle Aktivitäten stellen teils bekannte, teils neue Risiken dar. Zur Vorbeugung und zum Schutz sind innovative Lösungen gefragt. Daher werden in der Sicherheitsforschung Strategien, Prozesse und Technologien entwickelt, um auch künftig ein Höchstmaß an Sicherheit der Warenketten zu gewährleisten. Besonderer Wert wird dabei auch auf die Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit der Lösungen gelegt.
Angesichts der veränderten Risiken verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Bekanntmachung zum Themenfeld „Sicherung der Warenketten“ innerhalb des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ der Bundesregierung vom 18.12.2008 das Ziel, Forschung für innovative Lösungen zur Sicherung von Warenketten zu fördern. Auf Basis eines Sicherheitsszenarios werden dabei umfassende Konzepte zur Sicherung von Warenketten entwickelt.
In der logistischen Infrastruktur Deutschlands übernehmen Güterverkehrszentren (GVZ) als Logistikknoten wichtige Aufgaben bei der Warenversorgung. In einem GVZ werden unterschiedliche Verkehrsträger (z.B. Straße, Schiene) und Akteure zusammengeführt und vernetzt. Zu den Akteuren zählen z.B. Speditionen, Lagerbetreiber, Dienstleistungsbetriebe und logistikintensive Industrie- und Handelsbetriebe. Die daraus resultierende Komplexität wird durch wachsende Volumenströme und Variantenvielfalt der Güter erhöht. Bei einem Schadenseintritt kann es regional, national und sogar international zu Produktionsausfällen und zu Versorgungsengpässen für die Industrie, den Handel und die Bevölkerung kommen.

Das dem Vorhaben PreparedNET zugrunde liegende Sicherheitsszenario geht von einer Störung eines GVZ durch terroristische Handlungen sowie durch allgemeine unvorhersehbare Schadensereignisse aus. Das Ziel des Verbundvorhabens PreparedNET besteht in der Erforschung eines Notfallkonzeptes zur bestmöglichen Aufrechterhaltung der Warenflüsse auch im Falle einer erheblichen Störung. Durch das Notfallkonzept soll ein Notbetrieb sofort nach Schadenseintritt möglich werden. Ein Simulationsmodell auf Softwarebasis wird erarbeitet, das auf einem so genannten Multiagentensystem beruht. Dieses bildet nicht nur die Schadenslage ab, sondern bietet auch eine schnelle automatisierte Entscheidungsunterstützung für die GVZ-Akteure.
In dem Simulationsmodell werden den Akteuren eines GVZ spezifische Eigenschaften und Rollen für den Regel- und Notbetrieb zugewiesen. Zudem werden relevante Hintergrundinformationen ausgewertet, wie beispielsweise Infrastruktur- und Lagerkapazitäten, Lagerbestände, Organisationsstrukturen und Problemlösungsstrategien. Käme es durch eine Störung zum Beispiel zu einer Beeinträchtigung des Verkehrsträgers Eisenbahn, würden sich die Zustandsdaten des GVZ entsprechend ändern und die Prozessabläufe automatisch auf andere Verkehrsträger angepasst. Das System ermöglicht nicht nur die notwendigen Prozessanpassungen, sondern zeigt auch Wiederherstellungsmaßnahmen auf, die die Folgen eines Störfalles so rasch wie möglich kompensieren können. Diese dynamische Reaktion zur Überwindung von Versorgungsengpässen kann von derzeitigen starren, oft unzureichenden GVZ-Notfallplänen nicht geleistet werden.
Sowohl GVZ-Akteure als auch die Feuerwehr sind als Endnutzer am Vorhaben beteiligt. Sie gewährleisten die Berücksichtigung von Anwenderanforderungen sowie eine realitätsnahe Ausrichtung der Forschungsarbeiten. Durch die Einbindung der Deutschen GVZ Gesellschaft wird eine breitenwirksame Ergebnisvermittlung erreicht. In dem Vorhaben werden zudem ein Schulungskonzept für GVZ-Akteure und eine DIN Spezifikation erarbeitet. Auf diese Weise werden die gewonnenen Erkenntnisse auch über das Projekt hinaus einem großen Anwenderkreis näher gebracht.
Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik entwickelt im Rahmen des Projekts einen Demonstrator zur agentenbasierten Simulation komplexer Logistiksysteme als Entscheidungsunterstützung in Notfallsituationen und erarbeitet ein Notfall- und Schulungskonzepts für Güterverkehrszentren.
Projektpartner neben dem ISL sind das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN), die LUB Consulting GmbH, die Emons Spedition GmbH, die Hochschule Furtwangen (HFU) sowie die GVZ Entwicklungsgesellschaft Bremen mbH. Assoziierte Projektpartner sind die Deutsche GVZ-Gesellschaft mbH (DGG), die GVZ Entwicklungsgesellschaft Dresden mbH und Berufsfeuerwehr Bremen. Projektträger ist die VDI Technologiezentrum GmbH.