Der Transport von Flüssigerdgas per Schiff boomt

Flüssiges Erdgas nicht erst seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gefragt. Bereits vor Ausbruch des Ukraine-Krieges „boomte“ der LNG-Markt weltweit - angetrieben durch eine steigende Nachfrage in Schwellenländern wie China oder Indien. Auch Europa – etwa 45% der europäischen Gasimporte stammten 2021 noch aus Russland – hat mittlerweile einen stark erhöhten Bedarf an Flüssigerdgas (LNG) als Ersatz für russisches (Pipeline) Gas. Das weltweite Handelsvolumen an LNG ist seit 2012 um 66% auf rund 398 MTPA (Mio. t/a) im Jahr 2022 angestiegen. Branchenexperten (Clarkson) erwarten, dass die LNG-Nachfrage bis 2030 etwa 630 MTPA erreichen wird – bis 2040 erwarten Experten von Shell einen weiteren Anstieg auf über 700 MTPA.
Zu den profitabelsten Segmenten in der Wertschöpfungskette gehören neben den Erdgas-Produzenten oder Energiekonzernen sicherlich die Schiffbauwerften und Reedereien. Die steigende Nachfrage nach LNG hat den Bedarf an LNG-Tankern sowie die Fracht- und Charterraten in die Höhe getrieben.

Nach Angaben von Clarkson Research beliefen sich die Investitionen in den Neubau von LNG-Tankern im Jahr 2022 auf 39,1 Mrd. USD, das waren 35% aller Schiffbauinvestitionen in diesem Jahr und mehr als in jedem anderen Segment. Von den Rekordaufträgen im Jahr 2022 (178 LNG-Tanker mit einer Kapazität von 30 Mio. m³) gingen rund 70% der Kapazitäten an südkoreanische Werften, die damit im LNG-Tanker-Schiffbau auf Jahre ausgebucht sind. Davon profitierten chinesische Werften, die im Vergleich zum Vorjahr eine Verzehnfachung der Auftragseingänge für LNG-Tanker gemeldet haben – das waren rund 30% der Aufträge für LNG Tanker im Jahr 2022.
Die Charterraten für Flüssiggastanker haben sich seit Anfang 2021 mehr als verdreifacht. Gewinner sind hier insbesondere griechische und japanische Reeder, die in den vergangenen Jahren massiv in den Bau von LNG-Tankern investiert haben. Infolgedessen entfiel im Januar 2023 mehr als ein Drittel der weltweiten Transportkapazität auf griechische (21%) und japanische Eigner (18%). Mit einem Durchschnittalter von 6,2 Jahren besitzt Griechenland heute die weltweit modernste LNG-Tankerflotte. Und die Reedereien aus diesen beiden Ländern bauen ihre LNG-Tankerflotten auch weiterhin kräftig aus: Ihr Anteil am Auftragsbestand liegt aktuell jeweils bei rund 12%. Aber auch Investoren aus Südkorea (16,8% der georderten Kapazitäten) und China (11,2%) steigen verstärkt in diesen Markt ein.

Die ISL SSMR 2023-2 befasst sich mit der Analyse und Kommentierung der Haupttankermärkte. Die Ausgabe wird derzeit an die Abonnenten versandt und ist über unseren Webshop bestellbar.

Die Themenschwerpunkte der einzelnen SSMR Ausgaben im Überblick:

  • Ausgabe 1: World Merchant Fleet
  • Ausgabe 2: Tanker Market
  • Ausgabe 3: Bulk Carrier Market
  • Ausgabe 4: Container Shipping
  • Ausgabe 5: General Cargo and Container Shipping
  • Ausgabe 6: Passenger and Cruise Shipping
  • Ausgabe 7: Shipbuilding and Shipbuilders
  • Ausgabe 8: Major Shipping Nations
  • Ausgabe 9: World Seaborne Trade and World Port Traffic