NSW-Plus

Problemstellung

Mit der Umsetzung der EU-Meldeformalitäten-Richtlinie 2010/65/EU wurde mit dem „National Single Window (NSW)“ ein zentrales behördliches Meldesystem für den gesamten deutschen Seeschiffsverkehr eingerichtet. Bei den hier erfassten Informationen handelt es sich jedoch im Wesentlichen um administrative Daten, zudem erfolgt der Austausch nur zwischen meldepflichtigen Unternehmen und Behörden. Alle Akteure im Bereich des maritimen Transports benötigen jedoch ebenfalls Daten für Planung und Betrieb. Diese Daten werden unter Verwendung verschiedener zusätzlicher Kanäle ausgetauscht, was zu Mehrfachmeldungen und unterschiedlichen Datenformaten führt.

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Quelle: MSC Germany S.A. & Co. KG, Hamburg

Projektziel

Die Vision von NSW-Plus liegt darin, dass alle für einen maritimen Transport relevanten Informationen z.B. pro Reise, Hafenanlauf oder Container, nur einmal zur Verfügung gestellt werden müssen, unabhängig von Mitgliedsstaaten, Häfen und sonstigen Beteiligten. Das bestehende NSW für Deutschland wird hierfür um sicherheitsrelevante und operative Daten zu maritimen Transporten angereichert und über das NSW der maritimen Wirtschaft zentral zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis ist eine neue Dienstleistung, die der Wirtschaft erhebliche Vorteile bietet und als Blaupause für andere europäische Länder dient.

Durchführung

Auf der Basis von inhaltlich/fachlichen, rechtlichen und technischen Konzepten werden die Pilotanwendungen zur Integration von Ladungsdaten Import/Export, verifizierten Bruttogewichten sowie Vor-/ Nachlaufinformationen umgesetzt und unter möglichst realistischen Bedingungen erprobt.

 

Ergebnisse

Im NSW übernimmt ein Kernsystem die Entgegennahme, Aufbereitung und Bereitstellung der Meldedaten. Die Daten werden von externen Anwendungen (Hafeninformationssysteme, Web-Meldeclient) an das Kernsystem geleitet bzw. von Behördenseite in Form von Nachrichten abgerufen.

Dieser Ansatz wurde bei der Entwicklung des NSW-Plus Konzeptes übernommen. Es wurde ein Kernsystem spezifiziert, das aus einem Webserver, einem Datenbanksystem und einer Programmierschnittstelle (API) besteht. Die API kann von Anbietern genutzt werden, um eigene Anwendungen zur Dateneingabe und -ausgabe zu entwickeln. Um hierbei die Einhaltung der Schnittstellen- und Sicherheitsstandards sicherzustellen, werden neue Anwendungen vom NSW-Plus Betreiber zertifiziert.

Im NSW werden für jeden Typ von Meldung die dafür benötigten Informationen in sogenannten Meldeklassen definiert und zusammengefasst. Die heute im NSW vorhandenen Meldeklassen wurden um weitere NSW-Plus-spezifische Meldeklassen ergänzt. Das Prinzip des einen Meldeweges (alle Informationen, egal an welchen Empfänger, werden an eine Stelle gesendet) wird auch in NSW-Plus beibehalten.

Im Gegensatz zur gesetzlich vorgegebenen Funktionalität des NSW besteht auf Seite des NSW-Plus ausgangsseitig erheblich mehr Flexibilität. Für eine Weiterverarbeitung können Daten über eine Datenschnittstelle für andere Systeme direkt abrufbar gemacht werden (machine to machine, M2M). Mittels eines Frontends, bspw. einer Webanwendung oder einer lokal installierten Anwendung, können die Daten für Anzeige oder Auswertung aufbereitet werden.

Ein Beispiel für eine solche Anwendung ist das vom FKIE entwickelte Human-Machine-Interface (HMI) für das Havariekommando, welches in einem Demonstrator für die Pilotanwendung „Integration von Ladungsdaten Import/Export“ umgesetzt ist.

Förderhinweis