Abschied nach fast 40 Jahren ISL: Prof. Dr. Frank Arendt tritt in den Ruhestand

Mit dem Ruhestand von Prof. Dr. Frank Arendt geht eine beeindruckende Ära beim ISL zu Ende. Fast 40 Jahre lang prägte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und zuletzt mehr als 20 Jahre als wissenschaftlicher Geschäftsführer die Entwicklung des Instituts, hinterließ tiefe Spuren und inspirierte zahlreiche Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam blicken wir zurück auf seine einflussreiche und inspirierende Zeit beim ISL. 

Wie alles begann

Frank Arendt, der Mathematik an der Universität Bremen studierte, erinnert sich noch gut daran, wie er 1985 seinen Weg zum ISL fand. „Während meines Studiums habe ich ab dem 3. Semester im Rechenzentrum der Uni gearbeitet und Spaß am Programmieren gehabt“, erzählt er. „Kurz vor meiner Diplomprüfung fragte mich der Leiter des Rechenzentrums, ob ich Interesse hätte, beim Aufbau einer neuen Abteilung in einem Forschungsinstitut mitzuwirken. Diese Chance habe ich natürlich ergriffen.

Was als erster Schritt begann, entwickelte sich zu einer beeindruckenden Karriere. Nach seiner Promotion im Jahr 2002 übernahm Arendt die Rolle des wissenschaftlichen Geschäftsführers mit dem Schwerpunkt Informationslogistik – eine Position, in der er das ISL maßgeblich prägte.

Meilensteine und Veränderungen

Während seiner Zeit am ISL erlebte Arendt zahlreiche Veränderungen, die nicht nur die Arbeit am Institut, sondern die gesamte Logistikbranche prägten. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm der technologische Wandel und die Einführung neuer Kommunikationsmittel: „Der Übergang von Faxen zu E-Mails in den späten 80er Jahren war eine enorme Erleichterung für die Projektarbeit“, erzählt er. Auch die Umstellung von physischen Dienstreisen hin zu virtuellen Meetings war für ihn ein einschneidender Wandel: „Zwar spart es Zeit und Kosten, aber die persönlichen Begegnungen und das Kennenlernen fremder Kulturen und Städte blieb nun auf der Strecke.

Projekte und ein bleibender Eindruck

Im Laufe der Jahre war Frank Arendt in zahlreiche zukunftsweisende Projekte eingebunden, doch drei davon haben für ihn einen besonderen Platz. „Mein erstes EU-Projekt, MARIN-ABC im 2. F&E-Rahmenprogramm, war ein echtes Highlight“, erinnert er sich. „Schon 1988 haben wir mit Bremer und europäischen Unternehmen sowie Forschenden über Breitbandkommunikation zwischen Schiff und Land nachgedacht – das war damals revolutionär.

Ein weiteres prägendes Projekt war ECSIT, das die Auswirkungen des sogenannten 100%-Scanning-Gesetzes auf die Bremischen Häfen untersuchte. Dieses Gesetz sollte ab Juli 2012 vorschreiben, dass kein Container in die USA exportiert werden darf, der nicht im Abgangshafen gescannt und auf Radioaktivität geprüft wurde. „Das Projekt hat uns gezeigt, wie schwierig der Spagat zwischen politischen Vorgaben und der praktischen Umsetzung in der Wirtschaft sein kann“, so Arendt. Obwohl das Gesetz letztlich nicht durchgesetzt wurde, sei es dennoch spannend gewesen, sich mit den möglichen Folgen auseinanderzusetzen und die Herausforderungen zu verstehen, die sich bei einer Umsetzung ergeben hätten.

Zudem hebt Arendt insbesondere das EU-Projekt INTEGRITY hervor, in dessen Rahmen das ISL als Koordinator Konzepte zur „Supply Chain Visibility“ für Containertransporte aus China in die EU entwickelte. „Besonders spannend war die Verknüpfung logistischer und sicherheitstechnischer Aspekte, wobei Zollbehörden aus Großbritannien und den Niederlanden sowie Partner aus China aktiv in das Projekt eingebunden waren.

Blick in die Zukunft – und ein wenig Wehmut

Auf die Frage, was er am meisten vermissen wird, antwortet Arendt ohne Zögern: „Den kreativen Austausch und die Entwicklung neuer Ideen für Projekte, innerhalb der Geschäftsführung, gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des ISL und mit potenziellen Projektpartnern.

Doch er sieht seiner Zukunft mit Vorfreude entgegen: Endlich wird er Zeit haben, einige private Projekte anzugehen, die schon länger auf seiner To-Do-Liste stehen. Ganz verabschieden wird Arendt sich allerdings nicht vom ISL: „Glücklicherweise bleibe ich dem Institut im Projekt Smartport Transfer (SPorT) noch in kleinerem Rahmen erhalten – darauf freue ich mich sehr.

Ein Ausblick auf die Seeverkehrswirtschaft und das ISL

Zum Abschluss blickt Arendt noch einmal auf die Entwicklungen der Logistikbranche und die Rolle des ISLs in den letzten Jahrzehnten zurück: „Die Themen sind vielschichtiger und verzahnter geworden; isolierte Betrachtungen von ökonomischen, ökologischen, technischen und sozialen Aspekten helfen selten weiter. Um nur einige zu nennen: Nachwuchskräftemangel, globale Krisen, Nachhaltigkeit, erhöhte Umweltanforderungen, Umsetzung der Energiewende und Einsatz neuer Treibstoffe, Digitalisierung und Automatisierung sowie Resilienz einzelner Akteure wie auch des Gesamtsystems Logistik besitzen eine hohe und immer noch zunehmende Aktualität. In all diesen Feldern ist das ISL aktiv und damit bestens aufgestellt für die Zukunft“.

Das ISL bedankt sich herzlich!

Zum Abschied bleibt uns nur, von Herzen Danke zu sagen: für fast 40 Jahre voller Engagement, Expertise und Leidenschaft, die Frank Arendt dem ISL gewidmet hat. Wir wünschen ihm für seinen Ruhestand alles erdenklich Gute und freuen uns auf das, was die Zukunft noch bereithält.

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Prof. Dr. Frank Arendt