SSMR Vol. 02: Secondhand-Markt für Tanker auf sehr hohem Niveau stabilisiert

Neben den stark gestiegenen Rohstoffpreisen und Transportkosten haben auch die aktuellen geopolitischen Entwicklungen einen großen Einfluss auf die Preisentwicklung im Neubausektor und auf dem Markt für Gebrauchtschiffe. Hier sind die Preisentwicklungen besonders eindrucksvoll und haben dazu geführt, dass aktuell (Jan. 2024) ein 5 Jahre alter Aframax-Tanker mit einem Kaufpreis von 72 Mio. US$ zu einem höheren Preis gehandelt wird als ein Neubauauftrag in der gleichen Größenklasse (68,5 Mio. US$). Die Entwicklung der Preise für gebrauchte Schiffe sowohl im Öl- als auch im LNG-Sektor ging in den letzten zwei Jahren steil nach oben. Derzeit stagniert der Second-Hand-Markt auf sehr hohem Niveau. Da die Transportkapazitäten der Tankerflotte derzeit stark nachgefragt werden, sind auch die Abwrackzahlen nach einem Hoch Mitte letzten Jahres wieder rückläufig und die Schrottpreise steigen wieder.

Nach Angaben von CRSL sind die Neubaupreise für einen 147.000 m3 großen LNG-Tanker von 248 Mio. US$ Anfang 2023 auf 265 Mio. US$ im Januar 2024 angestiegen. Die Secondhand-Preise im LNG-Sektor sind im vergangenen Jahr moderat angezogen. So mussten für einen 5 Jahre alten 160k m3-Tanker Anfang 2023 200 Mio. US$ und im Januar 2024 215 Mio. US$ investiert werden, was einem Preisanstieg von 7,5 % entspricht. Allerdings scheint sich der Markt auch in diesem Bereich langsam zu beruhigen (wenn auch auf hohem Niveau), da die Preise seit nunmehr drei Monaten auf diesem Niveau verharren. Die Investitionen in den Bau neuer LNG-Tanker beliefen sich im Jahr 2023 auf 15,8 Mrd. USD, mehr als in jedem anderen Schifffahrtssektor.

Dank der sehr guten Marktentwicklung in der Tankschifffahrt, der auf hohem Niveau stagnierenden Schrottpreise und der hohen Nachfrage nach Transportkapazitäten wurden im vergangenen Jahr nur 28 Rohöl- und Produktentanker und 10 Chemikalientanker abgewrackt. Dies entspricht dem niedrigsten Abwrackvolumen seit mehr als 25 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Abwrackvolumen um 77 %. Außerdem wurden im Jahr 2023 nur 0,2 Mio. dwt an Öl-/Chemikalientankern abgewrackt.